1. Liste gedruckt vorliegender Publikationen

  

2. Online zu lesende Arbeitspapiere

  

3. Hinweise und Korrekturen zum Buch «HausArbeitsEthik»

 das Original von Arbeit

Hinweise zum Buch «HausArbeitsEthik»

Begriffssystem Arbeit

Korrekturen zum Buch «HausArbeitsEthik»>

Ziele in Thesen>

Ergebnisse einer Befragung

Geschichte des Wortes «Arbeit»

Kurzbeschrieb des Forschungsprojektes




Liste gedruckt vorliegender Publikationen –
Online-Arbeitspapiere

Hier finden Sie zunächst eine Liste der gedruckt vorliegenden Publikationen mit einem kurzen Kommentar zu jeder Publikation. Dann können Sie hier online einige unveröffentlichte Arbeitspapiere lesen.
Schliesslich finden Sie hier als 3. auch die weiterführenden Hinweise und Korrekturen zur Publikation «HausArbeitsEthik».


 1. Liste gedruckt vorliegender Publikationen
 2. Online zu lesende Arbeitspapiere
 3. weiterführende Hinweise und Korrekturen zur Publikation «HausArbeitsEthik»




1. Liste gedruckt vorliegender Publikationen

(weitere unter www.ethikprojekte.ch)


Stump, Doris; Arn, Christof (Hg.): Von der Hausfrau zum Facility Manager? Strategien zur Entdiskriminierung der Haus- und Familienarbeit. eFeF-Verlag, Bern 2004. (ISBN: 3-905561-61-1)
Neun Organisationen stellen ihre Erkenntnisse, Ziele und Strategien zur Entdiskriminierung der Haus- und Famliienarbeit vor. Sie gehen gegen Schieflagen im Sprachgebrauch, in der individuellen Lebensplanung, in den ökonomischen Auswirkungen und den sozialversicherungsrechtlichen Absicherungen vor. Neue Ausbildungsgänge werden entwickelt, die gerechte Aufteilung der Arbeiten oder eine Bezahlung der Erziehungs- und Betreuungsarbeit in der Familie gefordert. Der Band enthält Stoff für weitere Diskussionen.


Walter, Wolfgang; Arn, Christof. Wer leistet die andere Hälfte der Arbeit? Die Beteiligung von Männern an der Hausarbeit als Bedingung eines «integralen» Modells der Zwei-Verdiener-Familie. In: Leitner, Siegrid, Ostner, Ilona. Wohlfahrtsstaat und Geschlechterverhältnis im Umbruch. Was kommt nach dem Ernährermodell? (Jahrbuch für Europa- und Nordamerika-Studien 7). Leske + Budrich, Opladen 2004.
Wenn das Ernährermodell vom Modell der Zwei-Verdiener-Familie abgelöst werden soll, geht auch das auf Kosten der Frauen - ausser die Männer würden die Hälfte der Haus- und Familienarbeit übernehmen. Wo stehen wir in dieser Hinsicht? Ethische Begründungen für fällige Veränderungen und soziologische Einsichten über fragwürdige Strategien werden in diesem Beitrag zusammengebracht.


Arn, Christof. Wie viel ist eine Stunde Haus- und Familienarbeit wert? hep-Verlag, Bern 2002 (ISBN 3-905905-74-4)
In der Schweiz startet 2004 das "Satellitenkonto unbezahlte Arbeit". Ab dann erscheinen die Leistungen der Familienfrauen und Hausmänner ebenso wie die Leistungen aus der Erwerbsarbeit in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. Wie funktionieren diese Berechnungen? Wird die hauswirtschaftliche Arbeit angemessen bewertet? In diesem Band sind neben versicherungsrechtlichen und grundsätzlichen Überlegungen auch zwei Beiträge seitens des schweizerischen Bundesamtes für Statistik vertreten.


Arn, Christof. HausArbeitsEthik: Die Bibliographie zur Haus- und Familienarbeit auf CD-Rom ISBN 3-0521106-3-9. Eigen-Verlag Projekt «HausArbeitsEthik». Scharans 2000.
Diese CD-Rom ist plattformunabhängig, d.h. prinzipiell auf jedem Betriebssystem lauffähig. Diese Fachbibliographie umfasst weit über 2000 Titel rund um das Thema Haus- und Familienarbeit und Gesellschaft. Sie können nach Titelwörtern und nach einem Schlagwortsystem durchsucht werden können.
Beigegeben ist eine – nach Wörtern in den Zitaten und nach demselben Schlagwortsystem durchsuchbare – Zitatothek mit 100 Zitaten zur Thematik der unbezahlten Arbeit. Eine kurze Linkliste und eine graphische Darstellung der Baumstruktur des Schlagwortsystems ergänzen die CD-Rom.

Diese CD-Rom arbeitet zusätzlich mit Internet-Anbindung und Zugriff auf weitere Titel und Zitate, die laufend ergänzt werden.

 weitere Informationen und Blick auf das Startfenster der CD-Rom
 bestellen

Arn, Christof. HausArbeitsEthik: Strukturelle Probleme und Handlungsmöglichkeiten rund um die Haus- und Familienarbeit in sozialethischer Perspektive ISBN 3-7253-0682-6. Verlag Rüegger. Chur 2000. (Weitere Informationen und direkte Bestellmöglichkeit auf der Page des Rüeggerverlages beim Verlagsverzeichnis "HausArbeitsEthik" mit drei Grossbuchstaben als Suchbegriff eingeben)
Die Haus- und Familienarbeit vereint mehr Arbeitsstunden auf sich als die Erwerbsarbeit. Sie ist gesamtgesellschaftlich gleich bedeutsam oder bedeutsamer als die Erwerbsarbeit – in quantitativer und in qualitativer Hinsicht.
Geschriebene und ungeschriebene Rahmenbedingungen prägen die Haus- und Familienarbeit. Sie schaffen verschiedene typische Probleme, die in diesem Buch dargestellt werden.
Die sieben ethischen Leitlinien dieser «HausArbeitsEthik» bieten eine Orientierung für die Entwicklung von sinnvollen Gegenmassnahmen.
In einem umfassenden Katalog von konkreten Vorschlägen werden verschiedene Massnahmen beurteilt, verglichen, miteinander kombiniert und in einer Prioritätenreihenfolge zur Umsetzung empfohlen.

«Dieses Buch steht im Verdacht, für längere Zeit das Standardwerk zum Thema HausArbeitsEthik zu sein. Für TheoretikerInnen und PraktikerInnen stellt es eine Fülle von Anregungen bereit.» (Prof. Dr. Hans Ruh)
Blättern Sie unter den  über 2000 Schlagwörtern im Sachwortverzeichnis , sehen Sie sich den  4seitigen Buchprospekt oder den  Buchumschlag an! (Gegebenenfalls müssen Sie dazu zuerst das  pdf-plugin installieren.)


Arn, Christof. Pionierarbeit in unwegsamem Gelände: Vier Schweizer Projekte. In: Leipert, Christian (Hg.). Aufwertung der Erziehungsarbeit: Europäische Perspektiven einer Strukturreform der Familien- und Gesellschaftspolitik. ISBN 3-8100-2341-8. Leske & Budrich. Opladen 1999.
Erweitertes Referat, gehalten am europäischen Kongress zur Aufwertung der Erziehungs- und Betreuungsarbeit in Frankfurt a.M. 1998: vom Forschungsprojekt der Sonnhalde Worb, das mittels einer arbeitspsychologischen Bewertung der Haus- und Familienarbeit deren Qualifikationsanforderungen mit denjenigen verschiedener Arbeiten in der Erwerbswelt vergleicht, bis zum Initiativprojekt der Gesellschaft für gerechte Arbeitsverteilung GeGAV.


Arn, Christof. Hausarbeit - Familienarbeit: eine Bibliographie. ISBN 3-9521106-0-4. Eigenverlag c/o Christof Arn, Bückliweg 1, 8483 Kollbrunn. Kollbrunn 1996.
1200 Titel rund um Haus- und Familienarbeit, geordnet nach 37 Hauptschlagworten und zahlreichen Unterschlagworten mit einem Index von 360 Suchbegriffen. 88 Seiten, Heft A4 genäht, illustriert, Titelblatt handkoloriert (bestellen beim Autor).


Arn, Christof. Die unbezahlte Arbeit - das Original von Arbeit. In: Mitteilungsblatt der Frauenzentrale des Kantons St. Gallen 2/1998. Frauenzentrale des Kt. St. Gallen, Bleichestr. 11, CH-9000 St. Gallen. St. Gallen 1998.
Haus- und Familienarbeit macht das Gros der unbezahlten Arbeit aus und beansprucht gesamtgesellschaftlich gleich viel Arbeitsstunden wie die Erwerbsarbeit. Dieser praktischen Bedeutung der unbezahlten Arbeit entspricht auch ihre Bedeutung für die Theorie - entspricht es, dass es notwendig ist, zuerst über die unbezahlte Arbeit nachzudenken.


Arn, Christof. Das Ungleichnis von einem beruflich Privilegierten. In: Theodorant 1/1996. Studentenschaft der Theologischen Fakultät, Kirchgasse 9, 8001 Zürich. Zürich 1996.
Exegetische Überlegungen zum Thema Berufsarbeit.


Arn, Christof. Männer an den Herd! Umverteilung von verschiedenen Formen von Macht, Mündigkeit und Befriedigung. In: Schritte ins Offene Nr. 1, 1997. Hg. v. Evangelischer Frauenbund der Schweiz, Zürich und Schweizerischer Katholischer Frauenbund Luzern. Zürich und Luzern 1997.
Probleme und Chancen der Hausmännlichkeit.


Arn, Christof. Feministische Männer. In: Männer Bulletin Nr. 16, Dezember 1997. Redaktion Jérôme Perret, Gerbegässlein 4, 4450 Sissach. Sissach 1997.
Nicht Softie, nicht Macho, nicht ..., und doch ganz authentisch? Einige Überlegungen zu den Entwicklungen, die der Frauenemanzipationsprozess von Männern fordert.


Arn, Christof. Arbeit teilen - ganz leben. In: Boldern-Bericht Nr. 104, September 1997. Evangelisches Tagungs- und Studienzentrum, Postfach, 8708 Männedorf. Kollbrunn 1997.
Grundüberlegungen zur Verteilung der bezahlten und unbezahlten Arbeit unter Frauen und Männern.





2. Online-Arbeitspapiere

Einige Arbeitspapiere, die im Zusammenhang mit der Forschungsprojekt "HausArbeitsEthik" entstanden sind, werden auf dieser Internetseite veröffentlicht.
Es sind dies:


 Die unbezahlte Arbeit – das Original von Arbeit
 Zum Begriff Arbeit und seinen Unterbegriffen
 Ziele für die gesellschaftliche Organisation der Arbeit in Thesen
 Ergebnisse einer Befragung von Kramer und Schultz zum Zeitaufwand von Hausfrauen
 Die Sprachwissenschaftlerin Brigitte Weingart zum Wort Arbeit:

           «Arbeit ist auch im Mittelhochdeutschen noch eine mühselige, unwürdige Tätigkeit, die nur von denjenigen verrichtet wird, die sich abmühen müssen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.» Das schreibt die Sprachwissenschaftlerin Brigitte Weingart. Und heute? Heute gibt es keine Würde mehr ohne Arbeit. Von unterschiedlichen Wörtern und Werten, ihrem Wandel von der unwürdigen Tätigkeit zur Tätigkeit, ohne die es keine Würde mehr gibt, handelt das Paper «Arbeit - ein Wort mit langer Geschichte».
 Kurzbeschrieb des Forschungsprojektes


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Christof Arn

Die unbezahlte Arbeit – das Original von Arbeit


Vier Entkoppelungen der bezahlten Arbeit

In dieser ganzen sogenannten Rezession ist das Bruttosozialprodukt im grossen und ganzen gleich geblieben, die Erwersarbeitslosigkeit aber enorm gestiegen. Wir haben insgesamt denselben Wohlstand (!) – wenn auch ungleicher verteilt – aber weniger Arbeit. Die weiterhin rasant zunehmende Technisierung und Rationalisierung der Produktion ist der Grund dieser Entkoppelung von Arbeit und Produktion.
Es ist immer noch möglich, mit Arbeit Geld zu verdienen. Aber es ist inzwischen klar geworden: Das grosse Geld wird nicht mit Arbeiten verdient. Diejenigen, die siebenmal mehr verdienen als andere – das gibt es bereits innerhalb der regulären kantonalen Besoldungsskala des Kantons Zürich – arbeiten weder siebenmal länger noch siebenmal härter als die anderen. Am meisten Geld wird vielleicht überhaupt auf dem Kapitalmarkt und ohne Arbeit "verdient". Und zugleich wird andernorts sehr viel geleistet, das gar nicht bezahlt wird: Entkoppelung von Arbeit und Einkommen.
Die weiterhin zunehmende Technisierung bewirkt nicht nur eine Verminderung der Arbeit, sondern auch eine Distanzierung der arbeitenden Personen von der Natur. Kontakt mit Lebendigem und mit natürlichen Materialien nimmt ab. Aber nicht nur das: Auch der positive Kontakt mit der eigenen Natürlichkeit des Menschen, der eigenen Person, schwindet. Für die untechnisierte Arbeit war der Körper mit seinen verschiedenen Möglichkeiten insgesamt wichtig. Heute würden immer häufiger Kopf und Finger genügen: Entkoppelung der Arbeit von der äusseren und von der eigenen Natur.
Die fortschreitende Arbeitsteilung – alle leisten nur noch einen ganz kleinen Beitrag zu einem Produkt – und die Globalisierung des Marktes bewirken, dass die erwerbsarbeitenden Personen kaum mehr überschauen können, wie sinnvoll ihre Arbeit ist. In den meisten Fällen kennen sie die Personen gar nicht, die ihre Arbeitsprodukte nutzen. Es ist allermeist unmöglich geworden, mitzuerleben, ob sich die eigene Arbeit gut auswirkt. Und auch wenn das möglich wäre: Der Arbeitsmarkt würde die Personen zwingen, auch solche Arbeit zu leisten, die sich nach ihrem Dafürhalten nicht gut auswirkt, also keinen Sinn hergibt, oder sich sogar schädlich auswirkt. Denn die Erwerbsarbeit muss nach der Logik des Marktes dahin gehen, wo das Geld ist, nicht dahin, wo der Sinn ist. Meines Erachtens ist es – nicht überall und immer, aber über das ganze gesehen – heute sogar so, dass je sinnvoller eine Arbeit ist, desto schlechter ist sie bezahlt und je fragwürdiger oder sogar schädlicher eine Arbeit ist, desto mehr Geld lässt sich damit verdienen: Entkoppelung von Arbeit und Sinn.
Die ersten beiden Entkoppelungen sind kein Problem, wenn wir sie zu nutzen lernen. Entkoppelung von Arbeit und Produktion heisst ja schlicht, dass wir uns mehr Produkte mit weniger Arbeit erleisten können. Schön eigentlich. Wenn uns mit der eingesparten Arbeitszeit allerdings nichts besseres einfällt, als durch ungleiche Verteilung dieser gewonnen Zeit Erwerbsarbeitslosigkeit zu produzieren – und diese dann natürlich auch bezahlen zu müssen – sind wir selber schuld. Das kann geändert werden und die laufende Initiative der Gesellschaft für gerechte Arbeitsverteilung wird hier sicher einiges ins Rollen bringen.
Auch die laufende Entkoppelung von Arbeit und Einkommen könnte Anstoss für sehr sinnvolle Entwicklungen sein. Sie zeigt endgültig, dass es nicht so bleiben kann, dass ohne Arbeit enorme Kapitalgewinne möglich sind, während – um nur ein Beispiel zu nennen – Alleinerziehende, die sehr wohl ihre 50-Stundenwoche haben (auch ohne Erwerbsarbeit), unter diskriminierenden Bedingungen zur Fürsorge geschickt werden. Wenn ohnehin der Zusammenhang zwischen Arbeit und Einkommen sich auflöst, ist das der richtige Moment, umgekehrt auch ernst zu machen mit einem Recht der Menschen auf eine würdige Existenz unabhängig von Arbeit: der richtige Moment, eine Existenzsicherung einzurichten, welche ohne Diskriminierung ein Leben ermöglicht. Eine solche Existenzsicherung ist ohnehin wünschenswert. Sie setzt nämlich umgekehrt die Personen auch frei, sinnvolle Arbeit der Arbeit wegen zu leisten, auch dann, wenn es dafür kein Geld gibt.
Schwieriger sind die letzten beiden Entkoppelungen. Aus ihnen gibt es keinen Nutzen. Hier müssen Koppelungen wiederhergestellt werden. Werfen wir darum einen Blick auf die unbezahlte Arbeit, die nicht in dieser Art von Natur und Sinn entkoppelt ist.

Die unbezahlte Arbeit

Nach übereinstimmenden Resultaten von grossangelegten deutschen und österreichischen Zeitbudgetstudien, für die eine Vielzahl von Personen Tagesprotokolle über ihre Tätigkeiten während mehrerer 24-Stunden-Zyklen geführt haben, werden gesamtgesellschaftlich etwa gleichviel oder mehr Arbeitsstunden für unbezahlte Arbeit aufgewendet wie für bezahlte Arbeit. Etwa 95% der unbezahlten Arbeit ist Haus- und Familienarbeit: Arbeit der Hausfrauen und Hausmänner und mithelfender Personen. Welche Leistungen werden in dieser zweiten Hälfte der gesamtgesellschaftlichen Arbeitszeit erbracht?
Die erste Hauptleistung wird in der Fachliteratur oft als Reproduktionsarbeit bezeichnet, oder auch als Erziehungs- und Betreuungsarbeit. Die Funktion, welche hier für die Gesellschaft übernommen wird, ist die Heranbildung einer neuen Generation. Die zweite Hauptleistung kann Regenerationsarbeit genannt werden. Sie besteht in all denjenigen Arbeiten, welche notwendig sind, damit sich erwerbstätige Personen (aber auch die Hausfrauen und Hausmänner selber) physisch und psychisch regenerieren können und so ihre Arbeitskraft überhaupt behalten. Diese beiden Hauptleistungen machen gesamtgesellschaftlich den Grossteil der Haus- und Familienarbeit aus.
Sie übernimmt neben diesen beiden Hauptleistungen weitere Funktionen. Ruth Hungerbühler hat auf die Unterstützungsarbeit aufmerksam gemacht. Diese besteht in Zulieferfunktionen für die ausserhäuslichen Tätigkeiten der anderen Familienmitglieder: Telefone entgegennehmen, an Termine erinnern, oder gar die Buchhaltung für den Kleinbetrieb 'nebenbei' führen. Hinzuweisen ist auch auf ausserhäusliche, unbezahlte Arbeit, die Freiwilligenarbeit (Mitarbeit in Weltläden, Kirchgemeinden, Mittagstischen, organisierter Nachbarschaftshilfe usw.), welche oft eine Art Verlängerung der ebenfalls unbezahlten Haus- und Familienarbeit aus dem Haus hinaus darstellt. Wesentlich ist auch die Beziehungsnetzpflege: Hausfrauen achten oft mit vielen kleinen (und grösseren) Handlungen auf den Erhalt und die gegebenenfalls notwendige Anpassung der Beziehungsnetzes für alle Haushaltsmitglieder in Verwandtschaft, Nachbarschaft und im Bekanntenkreis. Sie schaffen damit eine Basis für Gelegenheiten zu persönlichen Kontakten und nicht zuletzt auch für diejenigen Netze, welche entscheidend zur Überwindung von persönlichen Krisen verschiedenster Art beitragen können.
In den einzelnen Haushaltungen können die Schwerpunkte der Haus- und Familienarbeit sehr variieren, vor allem abhängig von Anzahl und Alter der Haushaltmitglieder und den Prioritäten der Hausfrauen und Hausmänner. Insgesamt übernehmen sie mit diesen verschiedenen Leistungen unverzichtbare Funktionen für die (Markt-) Wirtschaft und für die Gesellschaft überhaupt. Auf ganze Zweige der Erwerbsarbeitswelt könnten wir verzichten, ohne dass damit das weitere Funktionieren der Gesellschaft auch nur entfernt gefährdet wäre. Das Wegfallen von Beziehungsnetzpflege, aber noch mehr von Reproduktionsarbeit oder von Regenerationsarbeit würde das Ende jeglichen Wirtschaftens bedeuten.
Eine arbeitspsychologische Untersuchung von Kerstin Költzsch Ruch ist zum Ergebnis gekommen, dass die durchschnittlichen Qualifikationsanforderungen von 95 ausgewählten Haus- und Familienarbeitsplätzen in Haushaltungen mit Kindern über den Qualitikationsanforderungen eines typischen Arbeitsplatzes eines Ökonomen und eines Bauingenieurs liegen und dass der höchste unter diesen 95 Haus- und Familienarbeitsplätzen gefundene Wert denjenigen eines typischen Arbeitsplatzes eines klinikleitenden Arztes übersteigt.
Haus- und Familienarbeit und Erwerbsarbeit sind ungleich auf die Geschlechter verteilt. In den genannten Zeitbudgestudien bestätigte sich die alte "doppelte Ein-Drittel-Zwei-Drittel-Regel": Frauen arbeiten zwei Drittel ihrer totalen Arbeitszeit im Haus (Haus- und Familienarbeit) und zu einem Drittel ausser Haus (Erwerbsarbeit), bei Männern ist es genau umgekehrt (wobei das Total der Arbeitszeit der Frauen etwas höher ist als dasjenige der Männer). An dieser Verteilung der Zeitaufwendungen hat sich in den zehn Jahren zwischen 1982 und 1992 so gut wie nichts geändert.
Verschärft wird diese Ungleichverteilung dadurch, dass es nicht nur im Erwerbsbereich 'Frauenjobs' und 'Männerjobs' gibt, sondern auch in der Haus- und Familienarbeit (Mikula 1994 nach einer Spectra-Umfrage aus dem Jahr 1993):

  fast immer oder immer von den Frauen fast immer oder immer von Männern
Bügeln 82% 8%
Wäsche waschen 82% 7%
Fenster putzen 75% 7%
Bad/WC reinigen 71% 8%
Küche putzen 70% 8%
Betten machen 68% 6%
Mittagessen kochen 65% 5%
Geschirr spülen 63% 8%
Zimmer aufräumen 63% 5%
Abendessen kochen 61% 5%
Staubsaugen 57% 8%
Frühstück zubereiten 50% 13%
Täglicher Einkauf 41% 8%
Schuhe putzen 40% 15%
Lebensmittel einkaufen 35% 9%
Abfall / Müll entsorgen 23% 20%
Grosseinkauf 22% 7%
Glühbirnen auswechseln 15% 56%

Eine "doppelte Ein-Prozent-neunundneunzig-Prozent-Regel" ergibt sich, wenn wir nach den massgebenden Verantwortlichkeiten von Frauen und Männern in beiden Bereichen Fragen:
1993 bestand das Kader auf der obersten Ebene (Generaldirektion/Vorsitz der Geschäftsleitung) von 356 grossen Schweizer Unternehmen zu 99% (!) aus Männern (Liebig 1997, 23, nach Neuhaus 1993). Umgekehrt liegt in 1% der Schweizer Haushaltungen mit Kindern die Verantwortung für den Haushalt bei den Männern (BFS, SAKE-Pressemitteilung November 1997).

Das Original von Arbeit

Woran orientiert sich nun diese unbezahlte Arbeit, die also nicht mit Geld reguliert wird?
Haus- und Familienarbeit orientiert sich unmittelbar an der Zufriedenheit der betroffenen Menschen. Wenn ich ein Mittagessen koche, sehe ich unmittelbar, ob meine Arbeit sinnvoll war oder nicht – dies gilt auch dann genauso, wenn jemand für sich alleine kocht. Auch die ganze Routinearbeit im Haushalt ist in dieses Regulativ eingebunden: Orientierung auch dieser Arbeit ist, ob sie zur Zufriedenheit und Lebensqualität der Haushaltmitglieder beiträgt. Haus- und Familienarbeit ist dann gut getätigt, wenn sie ihren Beitrag zum körperlichen und psychischen Wohlergehen der Personen geleistet hat.
Genau an der Stelle dieser beiden Entkoppelungen, welche im Bereich der Erwerbsarbeit problematisch bleiben – Entkoppelung von Natur und von Sinn – sind im Bereich der Haus- und Familienarbeit engste Verbindungen. Haus- und Familienarbeit ist unmittelbar mit den persönlich-menschlichen Bedürfnissen, damit mit Körper und Natur verbunden und zeigt direkt Sinn (und auch Unsinn) von Arbeit an. Deshalb, und das ist mir das Wichtigste in diesem Aufsatz, ist es unsinnig, Erwerbsarbeit zum Mass der Dinge zu machen und auch die Haus- und Familienarbeit an diesem Mass zu messen. Vielmehr muss es umgekehrt sein: Die unbezahlte, personorientierte Arbeit muss das Mass der geldorientierten Arbeit sein.
In der Forschung genauso wie im Alltag ist dem nicht so. Auch ich habe oben die Bedeutung der Haus- und Familienarbeit aufgezeigt daran, dass es ohne sie die Erwerbswelt nicht geben könnte: So gesehen ist die Erwerbswelt der Zweck und die Haus- und Familienarbeit das Mittel. Auch die Untersuchung von Kerstin Költzsch Ruch ist so: Erwerbsarbeit und die auf sie ausgerichteten arbeitspsychologischen Untersuchungsmethoden sind der Massstab, die Haus- und Familienarbeit wird an der Erwerbsarbeit gemessen. Und auch im Alltag wird Haus- und Familienarbeit als Zulieferarbeit für die eigentliche Arbeit, die Erwerbsarbeit gehandelt. Darum wird termingerecht gekocht und darum werden die Hemden gebügelt. Die Haus- und Familienarbeit ist alltäglich das Mittel zum Zweck des Einsatzes von Menschen in der Erwerbswelt.
Mir ist diese Sichtweise nicht mehr logisch. Denn sie würde ja bedeuten, dass wir Menschen grossziehen (Reproduktionsarbeit), damit die Höschenwindelindustrie weiterhin mit Arbeiterinnen und Arbeitern versorgt werden kann. Logischer ist mir, dass die Produktion von Höschenwindeln das Mittel ist und das (bequemere) Aufziehen von Kindern der Zweck. Logischer ist mir auch, dass Teigwaren hergestellt werden, um genussvoll essen zu können und nicht, dass gekocht wird, um die Teigwarenproduktion am Laufen zu erhalten: Nicht Haus- und Familienarbeit ist Zulieferarbeit für die Erwerbsarbeit, sondern Erwerbsarbeit ist Zulieferarbeit für die Haus- und Familienarbeit.
Das ist die Art und Weise, wie die problematischen Entkoppelungen von Arbeit und Natur sowie von Arbeit und Sinn aufgehoben werden. Die Eigendynamiken der Erwerbswelt müssen zurückgepfiffen werden in den Sinnzusammenhang der Haus- und Familienarbeit. Der Wert der Erwerbsarbeit ist zu messen daran, wieviel sie zum Wohlergehen von Menschen beiträgt. Haus- und Familienarbeit als unmittelbar so orientierte Arbeit ist Rahmen und Vorbild, das Urbild und Original von Arbeit.
Das darf ruhig einmal gesagt sein – und muss gründliche politische Konsequenzen haben.

Literatur

Christof. HausArbeitsEthik: Strukturelle Probleme und Handlungsmöglichkeiten rund um die Haus- und Familienarbeit in sozialethischer Perspektive. Rüegger. Chur 2000

Christof. HausArbeitsEthik: Die Bibliographie zur Haus- und Familienarbeit auf CD-Rom. Eigenverlag Projekt «HausArbeitsEthik», Postfach, CH-7412 Scharans

Költzsch Ruch, Kerstin. Familienkompetenzen – Rüstzeug für den Arbeitsmarkt: Eine arbeitspsychologische Untersuchung zum Qualifizierungspotenzial der Familien- und Hausarbeit für die Berufswelt. Edition Soziothek. Köniz 1997

Österreichisches Statistisches Zentralamt. Wo kommt unsere Zeit hin? Beruf – Familie – Freizeit: Das Zeitbudget der österreichischen Familien (Bestellen unter Tel. 0043 1 533 70 30 0)

Praetorius, Ina. Ökonomie denken jenseits der androzentrischen Ordnung, in: Frauen bewegen Europa (hg. v. Gertrud Ladner und Michaela Moser). Thauer. Wien 1997

Hans. Anders, aber besser: die Arbeit neu erfinden - für eine solidarische und überlebensfähige Welt. Verlag im Waldgut. Frauenfeld 1995



Leicht gekürzt abgedruckt im Mitteilungsblatt der Frauenzentrale des Kantons St. Gallen 2/98









Der Begriff Arbeit und seine Unterbegriffe


Rund um den Begriff Arbeit gibt es im Moment eine beachtliche Begriffsverwirrung, welche zu unnötigen Missverständnissen führt. Zahlreiche Begriffe werden unterschiedlich angewendet. Dies liegt daran, dass wir uns in einer Phase befinden, in der wir Phänomene entdecken - etwa das weite Feld der unbezahlten Arbeit oder die Widersprüchlichkeit des bisherigen Arbeitsbegriffes in sich - für die wir noch keine schlüssigen Namen haben. Für die Verständigung gerade rund um das Thema «Umverteilung der Arbeit» sind die betreffenden Begriffe aber wichtig. Ich mache in Berücksichtigung der aktuellen Fachliteratur folgenden Vorschlag für ein Begriffssystem.


Definitionen:

Arbeit ist jede zielgerichtete Anstrengung, die insgesamt konstruktiv ist.

Genauer: Arbeit ist jede zielgerichtete Anstrengung, deren Hauptziel(e), Nebenziel(e) und abschätzbare oder riskierte 'Nebenwirkungen' zusammen insgesamt konstruktiv sind. (Problem: Was heisst hier konstruktiv? - Begründung: solange Arbeit ein positiv gewerteter Begriff ist, dürfen destruktive Tätigkeiten nicht unter ihn gefasst werden.)

Erwerbsarbeit bezeichnet Tätigkeiten zwecks Erwerb von Geld. Dazu gehört selbständige und unselbständige Erwerbstätigkeit.

Schattenwirtschaft/Schwarzarbeit/Grauarbeit bezeichnet Tätigkeitsbereiche, die prinzipiell gleich sind wie diejenigen der Erwerbsarbeit, aber nicht steuertechnisch erfasst werden und auch nicht in die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung eingehen.

Eigenarbeit bezeichnet Tätigkeiten, deren Ergebnis selber konsumiert wird, also z.B. private Gemüsegartenarbeit, die eigene Wohnung selber renovieren oder den Staubsauger selber reparieren.

Haus- und Familienarbeit bezeichnet die Arbeiten der Hausfrau bzw. des Hausmannes. Manchmal wird diese Arbeit weiter untergliedert in Hausarbeit als Handarbeit und in Familienarbeit als Beziehungsarbeit. Dies ist aber nicht unproblematisch, da in der Haus- und Familienarbeit die Handarbeit immer auch - und z.T. ausserordentlich stark - Beziehungsbotschaften transportiert.

Freiwilligenarbeit bezeichnet unbezahlte (oder auch symbolisch entschädigte) Tätigkeiten, die innerhalb von Institutionen direkt an den KonsumentInnen dieser Arbeit geleistet werden, z.B. Besuchsdienste, Behindertentaxifahren, Verkauf in Fairmondo-Läden etc.

Ehrenamtliche Arbeit bezeichnet unbezahlte Tätigkeiten in leitenden Funktionen bzw. mit weiterreichenden Entscheidungskompetenzen. Dazu gehören auch unbezahlte politische Funktionen.

Ich-Zeit ist ein Begriff aus dem Tätigkeitenmodell von Hans Ruh. Es bezeichnet Investitionen in die eigene physische und psychische Gesundheit und Entwicklung, z.B. Sport als Pflege des eigenen Körpers oder Investitionen in die eigene Persönlichkeitsbildung. Es ist sinnvoll, auch diese Tätigkeiten als Arbeit zu verstehen, u.a. weil sie sehr wohl produktivitätsrelevant (oder im Falle ihres Fehlens stark gesundheitskostensteigernd) sind.

Freizeit bezeichnet Tätigkeiten, die nicht von einem Zweck her entworfen sind, z.B. Unterhaltung.


Das Begriffssystem der Begriffe rund um Arbeit


Erwerbsarbeit und Grauarbeit zusammen bilden die bezahlte Arbeit.

Haus- und Familienarbeit (circa und ungefähr 90%), Freiwilligenarbeit und ehrenamtliche Arbeit (beide je rund 5%) zusammen bilden die unbezahlte Arbeit.

Hierzu ist zu bemerken, dass eigentlich auch die Ich-Zeit und evtl. auch die Eigenarbeit zur unbezahlten Arbeit gezählt werden könnten, da sie durchaus beide auch zum gesamtgesellschaftlichen Wohlstand beitragen. Dem aktuellen, soeben entwickelten Gebrauch der Wendungen "unbezahlte Arbeit" und "gesellschaftlich relevante Arbeit" würde dieser Einbezug aber zuwiderlaufen. Daher sollte diese Richtigstellung noch einige Jahre zurückgestellt werden, damit sich zunächst das Begriffssystem im übrigen einspielen kann.

Unbezahlte Arbeit (in Arbeitsstunden etwas weniger als die Hälfte) und bezahlte Arbeit (in Arbeitsstunden etwas mehr als die Hälfte) zusammen bilden die gesellschaftlich relevante Arbeit.

Obwohl, wie gesagt, auch die Ich-Zeit und auch die Eigenarbeit zum gesamtgesellschaftlichen Wohlstand beitragen, sind sie hier normalerweise nicht mitgemeint.




Freiwilligenarbeit und ehrenamtliche Arbeit zusammen bilden die Sozialzeit nach Plasch Spescha.

 

 

 

Literatur für Genaueres rund um Arbeit

 

Ein Modell über das gesamte Arbeitsgebiet:

Ruh, Hans. Anders, aber besser: die Arbeit neu erfinden - für eine solidarische und überlebensfähige Welt. Verlag im Waldgut. Frauenfeld 1995

Ruh, Hans. Störfall Mensch: Wege aus der ökologischen Krise. Kaiser. Gütersloh 1997

Eigenarbeit

Rudolf Brun (Hg.) Erwerb und Eigenarbeit : Dualwirtschaft in der Diskussion. Fischer Taschenbuch Verl. Frankfurt/Main 1985.

Haus- und Familienarbeit

Arn, Christof. HausArbeitsPolitik: Leistungen, Probleme und Modelle der Haus- und Familienarbeit. Edition Soziothek. Köniz 1996. ISBN 3-9521106-1-2.

Freiwilligenarbeit

Nadai, Eva. Gemeinsinn und Eigennutz. Freiwilliges Engagement im Sozialbereich. Haupt. Bern 1996.

Isidor Wallimann. Freiwillig Tätige im Sozialbereich und in anderen Bereichen: Ergebnisse aus einer nationale Befragung. Eigenverlag HFS Basel, Thiersteinerallee 57, 4053 Basel, Fr. 8.-. Basel 1993

Isidor Wallimann. Freiwillige im Sozialbereich: Zuwenig Verlass und viel zu teuer, leider! In: Revue der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft, 134. Jahrgang, März Nr. 2/1995. Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft, Schaffhauserstr. 7, 8042 Zürich. Zürich 1995.

Spescha, Plasch. Arbeit - Freizeit - Sozialzeit: Die Zeitstrukturk des Alltags als Problem ethischer Verantwortung. Peter Lang. Bern 1981

 

 

 

In diesen Büchern finden sich jeweils weitere Literaturangaben.









Ziele für die gesellschaftliche Organisation der Arbeit in Thesen

Leitlinie zur Arbeit «LA» mit den Kriterien «LA1» bis «LA9»


LA
Arbeit ist jede zielgerichtete Anstrengung, deren Hauptziel(e), Nebenziel(e) und abschätzbare oder riskierte 'Nebenwirkungen' zusammen insgesamt konstruktiv sind.

Gesellschaftlich gut organisiert ist der gesellschaftliche Bereich der Arbeit, wenn

LA1
der Arbeitsbegriff in diesem Sinn geklärt wird und dort, wo die Konstruktivität nicht sicher ist, der Begriff "Tätigkeiten" eingesetzt wird.

LA2
die unterschiedlichen Typen von Arbeit sachgerecht behandelt werden und die ihrer gesellschaftlichen Bedeutung entsprechende Wertung erhalten. Speziell die unbezahlte Arbeit (grösstenteils Haus- und Familienarbeit), aber auch die Arbeit für die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit und die Eigenarbeit sind aufzuwerten.

LA3
alle gegenleistungsberechtigten Arbeiten angemessen ökonomisch eingebettet werden und die gemeinsam erarbeiteten Güter gerecht verteilt werden.

LA4
der sinnvollen Weiterentwicklung der gesellschaftlichen Arbeitsteilung die angemessene Aufmerksamkeit gewidmet wird.

LA5
kritische Distanz der Arbeitenden zur Arbeit gewährleistet ist und Arbeit jeglicher Art nur ein Element persönlicher Identität ist.

LA6
die Arbeit wegen der Tätigkeit an sich oder dem direkten Effekt der Tätigkeit selber getan werden kann und solche Gestaltungsfreiräume bietet, in denen individuelle Kreativität den Arbeitsverlauf und/oder das Ergebnis verbessern kann und möglichst keine für die Arbeitenden Personen schädliche oder sonst negativ belastenden Umstände oder Elemente enthält.

LA7
die Arbeit zwischenmenschliche Beziehungen in einem stimmigen Mass beinhaltet.

LA8
sie mit Naturbegegnung verbunden ist.

LA9
sie gerecht und sinnvoll auf die Personen verteilt ist.








Ergebnisse einer Befragung von Kramer und Schultz zum Zeitaufwand von Hausfrauen

Im Sinne einer Anerkennung der nicht offiziell erfassten und unsichtbaren wirtschaftlichen Beiträge der Frauen in der Gesellschaft wurde 1995 im Auftrag der 1. Zürcher Frauensynode von Kramer-Friedrich (Ökumenische Frauenbewegung Zürich) und Schultz (Boldernhaus Zürich) in Anlehnung an die Aufforderung «Women count — count women's work” der internationalen «Wages for Housework» Campaign' des King's Cross Women's Center London (siehe Andressverzeichnis) eine Zeitbilanz «Frauen zählen – zählt eure Arbeit!” durchgeführt unter den 1000 Teilnehmerinnen an der 1. Schweizer Frauensynode. Im Ergebnis dokumentierte diese Zeitbilanz eine durchschnittliche Wochenarbeitszeit von 58 Stunden unbezahlter Haus-, Familien- und ausserhäuslicher Betreuungsarbeit.

Diese Erhebungsergebnisse führten 1996 am 5. Schweizerischen Frauenkongress zu einer Resolution, bei der nächsten Volkszählung (2000) neben der Erwerbsarbeitszeit auch die Nichterwerbsarbeitszeit von Männern und Frauen zu erheben. Eine Interpellation an den Bundesrat (Nr. 96.3473) von Maria Roth Bernasconi (Nationalrätin SP Kt. Genf) mit 37 Mitunterzeichnerinnen verlangte daraufhin die statistische Erfassung der Haus- und Familienarbeit als Bestandteil des Bruttosozialproduktes als Beitrag zur Verwirklichung der Gleichstellung von Frau und Mann (gemäss BV Art. 4).

Inzwischen wurde vom Bundesamt für Statistik im Rahmen der SAKE eine Untersuchung der Zeitverwendung für unbezahlte Arbeit durchgeführt und eine Berechnung der Wertschöpfung der unbezahlten Arbeit vorgelegt. Die Befragung im Auftrag der 1. Zürcher Frauensynode war eine Station auf dem Weg zur Berücksichtigung der Haus- und Familienarbeit in der Statistik und, wie vorgesehen, in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung.

Folgende Grafik stellt eines der Hauptergebnisse der nichtrepräsentativen Befragung von Kramer-Friedrich und Schultz dar.


Diagramm Durchschnittliche Arbeitszeitverwendung der befragten Frauen




 



F o r s c h u n g s p r o j e k t      K u r z b e s c h r i e b


 

HausArbeitsEthik

Leistungen und Probleme der Hausfrauen und Hausmänner
Leitlinien und Massnahmen für Umorganisationen der Haus- und Familienarbeit

 

SNF-Projekt Nr. 1114-046815.96

Leitung Prof. Dr. H. Ruh

Ethik Zentrum Zollikerstr. 117 CH-8008 Zürich

Bearbeiter C. Arn

Bückliweg 1 CH-8483 Kollbrunn Schweiz

Tel. 073 51 47 66 Fax. 086 052 383 11 36 email: hausarbeitsethik@gmx.ch

 


 

Von Hausfrauen und Hausmännern wird pro Haushalt je nach Familiengrösse und -verhältnissen ca. 16 bis 80 Wochenstunden Hausarbeit geleistet. Die Funktion dieser Arbeit für die Gesellschaft besteht u.a. in der Reproduktion der Bevölkerung (Erziehung und Betreuung der heranwachsenden Generation) und in der Regeneration der Arbeitskraft der Erwerbstätigen (Ermöglichung physischer und psychischer Erholung).

Verschiedene voneinander unabhängige Untersuchungen über den Umfang der Hausarbeit lassen sich vereinfacht, aber beeindruckend auf die Formel bringen: Mehr als ein Drittel aller volkswirtschaftlich relevanten Arbeit ist Haus- und Familienarbeit.

Die Haus- und Familienarbeit nimmt eine lange Zeit unterschätzte Schlüsselposition in unserer gesellschaftlichen Struktur ein: Geburtenrückgang, "Wiedereinsteigerinnen"-Situation, Mutterschaftsurlaub, Flexibilisierung der Arbeitszeit, Angebot und Nachfrage nach Krippenplätzen, Kindsmisshandlung, Geschlechterproblematik usw. sind Problembereiche, die aufs engste mit Haus- und Familienarbeit und ihrer gesellschaftlichen Organisation zusammenhängen.

Diese Zusammenhänge werden zunehmend erkannt. Kleinere und umfassendere Massnahmen für Verbesserungen im Bereich der Haus- und Familienarbeit werden diskutiert und in Einzelfällen umgesetzt. Sie betreffen die ideelle und materielle Anerkennung dieser Leistungen (AHV, Erhöhung der Kinderzulagen u.a.m.), ihre Verteilung zwischen den Geschlechtern, Möglichkeiten ihrer teilweisen Verlagerung aus der Familie (Tagesschulen u.ä.), Beratungsangebote, Vertretung der Interessen von Kindern und verschiedene andere Möglichkeiten der Einflussnahme.

Um unter diesen Massnahmen geeignete auszuwählen, Prioritäten zu setzen und Synergien zu nützen, sind übergeordnete Zielsetzungen zu diskutieren. Dazu wählt dieses Forschungsprojekt einen in der Forschung zur Haus- und Familienarbeit neuen Ansatz: Auf Grund A) einer eingehenden Situationsanalyse werden B) Leitlinien für die gesellschaftliche Organisation der Haus- und Familienarbeit erarbeitet. Danach werden C) mögliche Massnahmen und Modelle besprochen.

A) Die verschiedenen Leistungen der Hausfrauen und Hausmänner werden aufgelistet, inhaltlich beschrieben, ihr Arbeitsumfang wird nach Stunden oder Franken abgeschätzt und ihre gesellschaftliche Bedeutung wird dargestellt. Zusammenhänge zwischen diesen verschiedenen Leistungen werden geklärt, sodass sie gemeinsam als Leistungskomplex begriffen werden können. Anschliessend werden die typischen Probleme dieser Arbeit, welche die Forschung je als einzelne heute zunehmend besser darstellt, zusammengestellt und ebenfalls gemeinsam als Komplex interdependenter Probleme begriffen.

Eine solche umfassende Darstellung der Leistungen und Probleme der Haus- und Familienarbeit fehlt bisher.

B) Ein Set von sechs bis zehn prägnanten Leitlinien (diskursorientierten, reflektierten Normen für Umorganisationen, welche die Haus- und Familienarbeit betreffen) wird entworfen. Zusammen sollen sie für möglichst alle Freiräume gesellschaftlicher Gestaltbarkeit der Haus- und Familienarbeit Orientierung bieten. Basis der Erarbeitung der einzelnen Leitlinien ist die Besprechung der hier bestimmenden Werthaltungen als den aktuell wirksamen Normen einerseits und andererseits die Besprechung verschiedener einschlägiger Reflexionen und Normvorschläge aus der ethischen Disziplin. Ein kritischer Vergleich dieser unterschiedlichen normativen Positionen bildet die Basis für die Formulierung und Begründung der ethischen Leitlinien.

C) Anschliessend werden verschiedene mögliche Massnahmen und Modelle für Umgestaltungen im Bereich der Haus- und Familienarbeit dargestellt - seien es im Verlaufe dieses Projektes neu entdeckte, bisher schon vorgeschlagene oder auch lokal bereits erprobte. Ihre Besprechung anhand des Leitliniensets zeigt Stärken und Schwächen und ausserdem mögliche sinnvolle Kombinationen.

 


 

Dieses Projekt kann einen fundierten, neuen Beitrag zum wissenschaftlichen Diskurs und zugleich zu Weiterentwicklungen in der Familienpolitik, in der Gleichstellungspolitik, von Arbeits(um)verteilungskonzepten und in der Beratung im Familien- und Frau/Mann-Bereich leisten.

Es erschliesst der wissenschaftlichen Ethik die Haus- und Familienarbeit.





key words: Hausarbeit, Arbeit, Volkswirtschaft, Sozialethik, Ethik, Familie, Gleichstellung, Frau






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3. weiterführenden Hinweise und Korrekturen zur Publikation «HausArbeitsEthik»


weiterführende Hinweise

   Den als «unveröffentlicht» zitierten Aufsatz von B. Weingart («Arbeit - ein Wort mit langer Geschichte, Kloten 1997») finden Sie jetzt bei den On-Line-Arbeitspapieren.
   
   Dem Literaturverzeichnis ist hinzuzufügen:
 
   Dann, O. Artikel «Gleichheit» In: Brunner, O.;Conze, W.; Koselleck, R. (Hg.). Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland, Bd. 2. Klett. Stuttgart 1975.


Korrekturen

   Korrekturen nach Seiten:
 
   Seite 153: Im Zitat von Oubaid und Meier steht «Männer» statt «Frauen». Das Zitat muss richtig heissen: «Die "Versorgungsmacht" der Frauen ist der Ernährerrolle komplementär.»
   Seite 267: In der Grafik ist «1.a) Auflösung der Rollenzuweisungen» wiederholt. Statt dessen muss an der zweiten Stelle stehen: «1.b) gleiche Machtverteilung»
   
   Im Literaturverzeichnis ging folgende Angabe unter:
 
   Dann, O. Artikel «Gleichheit» In: Brunner, O.;Conze, W.; Koselleck, R. (Hg.). Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland, Bd. 2. Klett. Stuttgart 1975.
   Praetorius, Ina. Utopieverlust und Reich-Gottes-Erwartung. In: Neue Wege, Jg. 89, Nr. 2, Januar 1995. Zürich 1995



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